Fotos zur Veranstaltung findet ihr in unserer Bildergalerie.
Am 29.10.2022 formierte sich am Chemnitzer Rosenhof eine ungewöhnliche Expedition. Sie bestand aus drei mutigen blinden Schatzsucherinnen im Alter von 7-12 Jahren, zwei Guides, die auch nichts sahen, einer sehenden Unterstützerin im Hintergrund und dem Vater der jüngsten Teilnehmerin, der sich als Fotograf betätigte. Sie brachen vom Potpourri, dem Begegnungszentrum des weißen Stock e.V. aus auf, den Spuren der Fledermaus zu folgen und einen Schatz zu heben. Die Teilnehmer inklusive Organisatoren waren ganz schön aufgeregt – Worauf haben wir uns da bloß eingelassen? Und: Hoffentlich verlaufen wir uns nicht…
Aber eigentlich gab es gar keinen Grund dafür. Die Hinweise waren schließlich von Blinden selbst sowohl vorbereitet, als auch auf Nachvollziehbarkeit getestet worden. Das klang dann z.B. so: „Ihr geht nach draußen und dreht euch nach links. Dann ist auf der linken Seite eine Wand. Da kann man wunderbar mit dem Stock dagegen klopfen. Probiert es gleich mal aus. Geht so lange geradeaus, bis ihr einen Supermarkt findet. Ihr erkennt ihn an den Geräuschen und vielleicht steht auch was im Weg.“
Der Supermarkt war übrigens der Konsum auf dem Chemnitzer Rosenhof. Wer sich traut, kann die Wegbeschreibung gerne mit verbundenen Augen dort ausprobieren.
Nach einer Stärkung mit Schoki aus dem Supermarkt war zu erkunden, was es in verschiedenen Läden am Rosenhof zu kaufen gibt. Schließlich gelangte die Gruppe an eine recht belebte Stelle am Marktplatz. Hier wurde sie von einer Fährfrau erwartet, die sie mit ihrem Rollstuhl-Boot über den Reißenden Fluss bis in den sicheren Hafen des Einkaufszentrums geleitete.
Dort kannte sich eine Teilnehmerin schon aus, sodass die Gruppe gut vorankam. Dauert es eigentlich länger mit der Rolltreppe rauf oder runter zu fahren? Das galt es u.a. zu erforschen. In einem größeren Geschäft die Kasse zu finden und nach dem nächsten Hinweis zu fragen, war dann für alle eine besondere Herausforderung, der sich auch die jüngeren Schatzsucherinnen mutig stellten.
Nun hatten alle Hunger. Mithilfe der Fährfrau erreichte die Gruppe ein italienisches Restaurant, wo man bei traumhaftem Wetter sogar noch draußen sitzen konnte. Bei Pizza, Pasta und Getränken kamen Teilnehmerinnen, Guides und Eltern gut ins Gespräch.
Nach dem Mittagessen warteten auf der inneren Klosterstraße die Pinguine schon auf uns. Ja, tatsächlich! Pinguine in Chemnitz! Aber wie viele eigentlich? Gar nicht so einfach, das herauszufinden, ohne einen zu vergessen oder doppelt zu zählen. Viel interessanter war jedoch, die großen, kleinen, stehenden, sitzenden und liegenden bronzenen Watschelvögel zu erkunden.
Jetzt kamen wir schon auf die Zielgerade. Nach einem Eis im Stehen und einer letzten Station ging es zu unserem Ziel: Es war… *Tusch!* das Potpourri auf dem Rosenhof.! Ausgerechnet am Ausgangspunkt der Reise war der lang ersehnte Schatz versteckt: Jede konnte eine Fledermaus als Erinnerung an diese abenteuerliche Expedition mit nach Hause nehmen.
Am Ende des Tages gab es noch eine Herausforderung für Eltern und Geschwister. Sie besuchten die Ausstellung im Dunkeln SinnReich. Hier waren die blinden Mädels dann eindeutig im Vorteil. Die Eltern waren sehr beeindruckt. Was es im SinnReich alles (nicht) zu sehen gibt, wird allerdings nicht verraten. Wer neugierig ist, kann es bei einem Besuch der Erlebnisräume selbst herausfinden.
Was für ein Tag! Redlich müde, aber sehr zufrieden und voller toller Eindrücke trennte sich die Expedition schließlich. Aber wer weiß – Vielleicht wartet ja bald ein neues spannendes Abenteuer.