Am 10.12.2022 war es eine rein weibliche Truppe, die sich gegen Mittag im weihnachtlich geschmückten Potpourri, dem Begegnungszentrum des „Weißer Stock e.V.“ traf – also abgesehen von unserem Maskottchen Bowie natürlich. 4 blinde bzw. hochgradig sehbehinderte Mädels im Alter von 5-12 Jahren waren gekommen, um sich mit 3 Guides, die ebenfalls nichts sahen, ins Abenteuer Weihnachtsbäckerei zu stürzen. Eine backerfahrene sehende Unterstützerin und die Mutter der jüngsten Teilnehmerin waren ebenfalls mit von der Partie.
Nach den ersten Erkundungen des Raumes und der Küche war es Zeit zu schauen, welche Kekse denn gebacken werden sollten. Die Rezepte in Punktschrift lagen schon bereit. Schnell war man sich einig, dass sich die älteren um die Butterplätzchen, die jüngeren um die Schneekugeln kümmern würden, natürlich mit Unterstützung der Guides.
Die richtigen Mengen der Zutaten zusammenzustellen, machte dank der sprechenden Waagen ganz besonders viel Spaß. Für die Jüngeren war es jedoch auch herausfordernd, denn damit es am Ende für alle reichen würde, mussten die Mengen im Schneekugelrezept verdoppelt werden. Schule ist eben doch nicht ganz umsonst. 😉 Alle gingen mit viel Konzentration ans Werk. Nur die kleinste war immer mal wieder von spannenden Dingen im Raum abgelenkt, aber mit gerade 5 Jahren ist das mehr als in Ordnung.
Nachdem alle Zutaten zusammengestellt waren, mussten nun Teige daraus werden. Das brauchte zuerst einmal ein Bisschen Überwindung, denn einfach in die Schüssel mit den unterschiedlichen Konsistenzen hineinzugreifen und dabei mit der Hand z.B. vielleicht auf ein rohes Ei zu fassen, das kann sich schon mal ekelig anfühlen. Kaum zu glauben, dass aus diesem seltsamen Gemisch wirklich ein leckerer Teig entstehen sollte. Aber mit viel Geduld und einer Portion Kraft in den Fingerchen gelang das tatsächlich. Und weil die größeren so flink dabei waren, entstand sogar noch ein dritter Teig für Schoko-Nuss-Kipfel.
Während die Rezepturen nun etwas abkühlten, war im Hintergrund ein leckerer Punsch für die fleißigen Bäckerinnen zubereitet worden, der allen phantastisch mundete. Dazu wurden gemeinsam Weihnachtslieder zur Gitarre gesungen. Dieses tolle Instrument war für die kleinste Bäckerin ganz besonders spannend. Sie wollte die Lieder am liebsten alle selbst begleiten. Wer weiß, vielleicht war das ja der ‚Grundstein einer bedeutenden musikalischen Karriere. Auch für nette Gespräche am Rande zwischen den Erwachsenen blieb genügend Raum.
Als nächstes galt es, aus den Teigen Plätzchen entstehen zu lassen. Die Kipfel und die Schneekugeln mussten geformt, die Butterplätzchen ausgerollt und ausgestochen werden. Die Schneekugeln waren um weiß zu werden dann noch großzügig im Puderzucker zu wälzen. Und wieder waren die kleinen und großen Bäckerinnen mit viel Sorgfalt und Geduld, aber auch mit genau so viel Spaß und Appetit auf Naschproben bei der Sache.
Die Männer kamen natürlich erst dazu, als die leckeren kleinen Kunstwerke den heißen Ofen schon wieder verlassen hatten. Aber die geballte Frauenpower ließ sie nicht ohne Arbeit davonkommen. Die Elternteile und Freunde, die eigentlich nur ihre Bäckerinnen wieder abholen wollten, wurden prompt dazu angestellt, die Werke zu verkosten und fachmännisch zu bewerten. Ein ganz furchtbarer Job, oder? Nun ja, über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber das jede Plätzchensorte wirklich lecker war, darauf konnten sich die Jury-Mitglieder einstimmig einigen.
Mit gut gefüllten Kekstüten verabschiedeten sich schließlich alle frohen Mutes voneinander. Es war ein richtig schöner Vorweihnachtsnachmittag und die Teilnehmerinnen haben sich weitere spannende Veranstaltungen mit uns auch im nächsten Jahr gewünscht. Ein tolles Feedback, finden wir!